Mythos: „Ich bin umsatzsteuerfrei“
Viele Network-Marketer glauben, sie seien „umsatzsteuerfrei“, weil sie wenig verdienen, nebenberuflich tätig sind oder weil das Unternehmen ihnen keine Umsatzsteuer ausweist.
Doch die Wahrheit ist:
Niemand ist automatisch umsatzsteuerfrei.
Jede Leistung ist grundsätzlich umsatzsteuerpflichtig.
Der Mythos entsteht, weil Begriffe wie Kleinunternehmer, Umsatz, Leistung oder Vorsteuer oft falsch miteinander vermischt werden.
Hier erfährst du, was wirklich gilt.
1. Umsatzsteuer bezieht sich nicht auf Personen – sondern auf Leistungen
Laut Umsatzsteuergesetz (§ 2 UStG) ist jeder Unternehmer, der nachhaltig Leistungen erbringt, umsatzsteuerpflichtig.
Das gilt für:
- natürliche Personen
- juristische Personen
- mehrere verschiedene Betriebe einer Person
Wichtig zu verstehen:
Es gibt keine „umsatzsteuerfreie Person“.
Es gibt nur steuerfreie Leistungen — und die sind eng definiert.
Die Leistung eines Vertriebspartners im Network-Marketing (Produktverkauf, Provision, Teamaufbau) ist immer steuerpflichtig.
2. Was bedeutet „Kleinunternehmer“ wirklich? (§ 19 UStG)
Viele sagen „ich bin umsatzsteuerfrei“, meinen aber „ich bin Kleinunternehmer“. Das ist falsch formuliert und führt zu Missverständnissen.
Ein Kleinunternehmer ist jemand, der:
- im Vorjahr unter 25.000 € Umsatz hatte
- im laufenden Jahr unter 100.000 € erwartet
In diesem Fall:
- wird keine Umsatzsteuer erhoben
- aber die Leistung bleibt umsatzsteuerpflichtig
- der Unternehmer ist nur von der Abführung befreit
Seit 2025 gilt zusätzlich:
Unter bestimmten Umständen gelten sogar steuerpflichtige Leistungen als steuerfrei, wenn der Gesamtumsatz < 25.000 € lag. Das ist eine Vereinfachungsregel — keine Befreiung der Person.
3. Der Unternehmer schuldet die Umsatzsteuer – immer
Das Gesetz greift immer auf die Person zurück, aber nicht in dem Sinne, dass die Person „umsatzsteuerfrei“ wäre. Sondern:
Alle Umsätze eines Unternehmers werden zusammengefasst und daraus ergibt sich seine Umsatzsteuerzahllast.
Das gilt auch, wenn:
- du mehrere Tätigkeiten hast
- du mehrere Firmen hast
- du privat noch andere Einnahmen hast
- du Network-Marketing nur „nebenbei“ machst
4. Warum dieser Mythos besonders gefährlich ist
Wer glaubt, „umsatzsteuerfrei“ zu sein, macht schnell folgende Fehler:
- keine Umsatzsteuer korrekt prüfen
- Rechnungen falsch ausstellen
- Provisionen falsch einordnen
- keine Vorsteuer prüfen
- falsche Angaben in der Steuererklärung
Und vor allem:
- Verwechslung mit Kleinunternehmerregelung
Das führt in der Praxis zu fehlerhaften Steuererklärungen oder unangenehmen Rückfragen vom Finanzamt.
5. Kurzfazit
- Es gibt keine umsatzsteuerfreie Person.
- Jede Leistung ist umsatzsteuerpflichtig.
- Kleinunternehmer heißt nicht „umsatzsteuerfrei“, sondern „USt wird nicht erhoben“.
- Alle Tätigkeiten eines Networkers werden zusammen beurteilt.
- Es gibt verschiedene Sonderregelungen – aber keine Person ist per Gesetz befreit.
Übersicht Mythen-Reihe
Hinweis
Diese Informationen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzen kein persönliches Beratungsgespräch. Sie sollen dir helfen, mögliche Sachverhalte besser einzuordnen und offene Punkte mit deinem Steuerberater zu klären.
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